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Das geht zu weit!

Stell dir folgende Situation vor:
Eine junge Mutter geht mit ihren 3-jähringen Zwillingen einkaufen. Sie nimmt ein Huhn. Plötzlich kommt ein wildfremder Mann auf die Kinder zu und sagt zu ihnen „So a böse Mama, kauft Fleisch“.

Klingt doch ganz schön unverschämt, oder?

Doch genau das ist jemand aus meinem Bekanntenkreis kürzlich passiert!

Gleich vorweg, es geht mir dabei jetzt nicht um die vegane Ernährung an sich, das soll kein negativer Beitrag gegen diese sein, sondern eine Kritik am Vorgehen dieses Mannes! Ich find es eine beispiellose Frechheit kleinen Kindern zu sagen, sie hätten eine „böse Mama“, nur weil diese etwas einkauft, was einem selbst – aus welchem Grund auch immer – nicht zusagt!

 

Wenn jemand zu mir kommt und mir sagt, meine Mutter wäre böse, weil sie mir als Kind dieses oder jenes zu essen gab, hab ich das entsprechende Alter und Verständnis, eine solche Meldung zu verarbeiten und darauf auch zu reagieren. Das ist bei Kleinkindern aber nicht der Fall! Sie besitzen weder das nötige Verständnis noch eine ausreichende Auffassungsgabe um einen solch definitiv übergriffigen Kommentar verarbeiten und im richtigen Kontext verstehen zu können. Ein kleines Kind hört nur „Mama ist böse“.

 

Wie kann ein erwachsener Mensch so unglaublich taktlos, unverschämt, dreist und verantwortungslos handeln, nur weil es ihm nicht in den Kram passt, was eine ihm wildfremde Person sich und ihren Kindern einkauft?


Nochmal: da geht es nicht um die Ernährungsform an sich!

 

Ich denk mir sehr oft beim Einkaufen meinen Teil, wenn ich beispielsweise Eltern seh, deren Einkaufswagen mit Süßkram, Limonaden und billigen Weißmehlprodukten vollgepackt sind, aber ich würde deshalb nie auf die Idee kommen, sie maßregeln zu wollen oder gar ihre Kinder zu belästigen.

 

Ernährung ist ein mittlerweile enorm kontroverses und vor allem hochemotionales Thema. Es gibt zahlreiche Ernährungsformen – die einen besser, die anderen weniger gut – und jeder Mensch kann, darf und muss für sich selbst entscheiden, was er essen will und nach welchen Kriterien und Prioritäten er sein Essen wählt.

 

Natürlich denkt jeder von seiner Wahl, sie wäre DIE beste der Welt. Da nehm ich mich selbst auch nicht aus. Ich halte meine deutlich Kohlenhydrat-reduzierte, fettreiche Ernährung aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen für am sinnvollsten für sowohl das physische wie auch psychische Wohlbefinden und die Gesundheit. Dabei sind meine persönlichen Kriterien physiologische Fakten; wie der Körper verschiedene Nährstoffe verarbeitet, wie er drauf reagiert, welche er tatsächlich benötigt, welche eher weniger und welche unter Umständen sogar schädlich sein können. Meine persönliche Hauptmotivation ist meine Gesundheit, vor allem der Einfluss von verschiedenen Nahrungsmitteln auf meine Psyche.

 

Dem gegenüber gibt es Menschen, für die ist ihre Nahrung nur Mittel zum Zweck um beispielsweise einem bestimmten Plan folgend abzunehmen oder Muskeln aufzubauen. Andere haben religiöse Faktoren, die Einfluss auf ihre Ernährung haben; was sie ihrem Glauben nach essen dürfen und was nicht. Und wieder andere haben an erster Stelle rein ethische Faktoren, denen ist in erster Linie wichtig, dass zum Beispiel keine Tiere für ihre Nahrungsmittel ausgebeutet wurden, leiden oder gar sterben mussten.

 

Nicht alles ist ideal, über vieles lässt sich diskutieren, aber eines steht außer Frage: die persönliche Entscheidung eines anderen Menschen hat zumindest respektiert zu werden, auch wenn man es selbst nicht gutheißen kann oder will. Jeder muss sich selbst mit der Thematik auseinandersetzen und für sich überlegen, ob und in welchem Ausmaß er zu Anpassungen und Veränderungen bereit ist.


Daher nochmal mit Nachdruck: NIEMAND hat das Recht, andere – vor allem auch noch wildfremde – Menschen zu belästigen, und schon gar nicht – unter keinen Umständen – kleine Kinder auf so übergriffige Weise zu ängstigen!

 

Gerade bei Kleinkindern ist die Psyche noch enorm fragil. Sie können vieles ihrem Alter entsprechend noch nicht richtig verstehen und verarbeiten. Eine solche Erfahrung – vor allem mit einem so negativen Bezug zu ihrer Mutter – kann durchaus bereits Schaden anrichten! Gerade die Mutter sollte für ein Kind immer uneingeschränkt Wohlbefinden und Sicherheit bedeuten. Ein solches Verhalten ist absolut indiskutabel!

 

Respektvolle Aufklärung ist völlig in Ordnung, aber solch ungefragte Belästigungen sind es definitiv nicht. Eure privaten Entscheidungen und Präferenzen sind nichts, das anderen aufgezwungen werden kann. Zumal ihr mit solche einem Verhalten ohnehin nichts erreicht, außer auf Gegenwehr zu stoßen.

Natascha Schlachtner | Kali Recovery